Kommt es zum gehäuften Auftreten einer Infektionskrankheit mit hunderten oder tausenden Erkrankten, muss die Ursache möglichst schnell ermittelt werden, um durch entsprechende Maßnahmen eine weitere Ausbreitung und damit weitere Erkrankungen zu verhindern. Karten waren und sind ein zentrales Werkzeug für die Ermittlungsarbeit und die Information der Öffentlichkeit, denn sie zeigen auf einen Blick, wie viele Menschen wo erkrankt sind und auf welchen Wegen sich die Krankheit räumlich ausbreitet. Darüber hinaus sind sie auch Ausgangspunkt für weitergehende Fragenstellungen: Warum ist nur ein bestimmter Stadtteil oder ein bestimmter Straßenzug betroffen, wo hat der Ausbruch seinen Anfang genommen?
Diesem Thema widmet sich erstmals eine Ausstellung, die gemeinsam vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt, der Deutschen Gesellschaft für Kartographie und der Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz zum 60. Deutschen Kartographentag und der INTERGEO in Hannover ausgerichtet wird. Die ausgestellten Karten zeigen, wie sich die Thematische Kartographie in den vergangenen 200 Jahren im Hinblick auf die eingesetzten Methoden und Techniken verändert hat. Doch die Karten sind darüber hinaus auch ein Spiegelbild der Zeit, in der sie entstanden sind, des Erkenntnisstandes in der Medizin und weiteren Wissenschaften sowie der politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Ausstellung umfasst 27 Exponate aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert, darunter acht Kartenoriginale aus den Beständen der Staatsbibliothek Berlin.
Anfang des 19. Jahrhunderts werden in der thematischen Kartographie große Fortschritte durch neue Darstellungsmethoden und den Einsatz neuer Drucktechniken erzielt. Erste thematische Atlanten wie der Physikalische Atlas von Karl Willhelm Berghaus entstehen und widmen sich auch dem Thema „Krankheiten. In dieser Zeit wird Europa von mehreren Cholera-Epidemien heimgesucht. Karten zeigen die Ausbreitungswege der Cholera von Indien nach Europa, aber auch die in dieser Zeit ergriffenen Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung, wie die Einrichtung von Sperrkorridoren. Während der Cholera-Ausbrüche in London tragen Karten entscheidend dazu bei, dem damals noch unbekannten Erreger der Cholera und den Übertragungswegen auf die Spur zu kommen.
Im 20. Jahrhundert verbessert sich durch den Auf- und Ausbau von Statistik- und Gesundheitsbehörden die Datenbasis für kartographische Darstellungen von Infektionskrankheiten deutlich. Karten werden zum Bestandteil von Gesundheitsberichten und es entstehen umfangreiche Atlanten, wie der Welt-Seuchen-Atlas.
Im ausgehenden 20. Jahrhundert/beginnenden 21. Jahrhundert werden Karten durch den Einsatz von Computern interaktiv und animiert. Über das Internet wird eine zeitnahe Veröffentlichung und Aktualisierung möglich. Während eines Ausbruchsgeschehens informieren uns Karten heute kontinuierlich über die aktuelle Situation, z.B. alljährlich in der Influenza-Saison oder während des EHEC/HUS-Ausbruchs in Norddeutschland 2011.
Zehn ausgewählte Kartenbeispiele werden in einer begleitenden Broschüre näher vorgestellt und erläutert.
Weitere Informationen unter
http://www.den-seuchen-auf-der-spur.nlga.niedersachsen.de
Ausstellungsort: Hannover, Landtag Niedersachsen, Wandelhalle
Ausstellungszeitraum: 20. bis 25. September und 1. bis 12. Oktober 2012
Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 10 – 17 Uhr (Eintritt frei)
Ansprechpartner:
Dr. Holger Scharlach
Niedersächsisches Landesgesundheitsamt
Öffentlichkeitsarbeit
Roesebeckstr. 4-6
30449 Hannover
Tel. 0511/4505-136
E-Mail: holger.scharlach@nlga.niedersachsen.de
„Cholera Map of the British Isles showing the Districts attacked in 1831, 1832, 1833“ von Augustus Petermann (1848) mit einer Widmung des Autors (Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kart. GfE V 6,3)